Aus Alt mach Neu


 
Seit rund fünf Jahren Projekt „Einzigware“ in Caritas-Wohnheimen und Werkstätten.

(ir) „Wir leben ja in einer Wegwerfgesellschaft. Daher ist es sinnvoll, nachhaltig einzigartige Waren herzustellen. Man kann aus vielen alten Sachen Neues schaffen, das man gebrauchen kann“, sagt Marco Kurth, Leiter der Schreinerei in den Caritas-Wohnheimen und Werkstätten Ingolstadt. Und er ergänzt: „Das ist gleichermaßen ökologisch, kreativ und sozial.“



Vor rund fünf Jahren wurde in der Caritaseinrichtung das „upcycling“-Projekt „Einzigware“ gestartet. Für den Deutschen Caritasverband ist dieses ein „Beitrag an der Schnittstelle von sozialem Engagement und Klimaschutz“. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind vor allem Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen, zum Beispiel psychisch kranke und langzeitarbeitslose Personen.



Doch es wirken auch Ehrenamtliche daran mit. „Es kommt nicht auf Leistung an, sondern darauf, dass es den Menschen Spaß macht und, dass wir etwas wiederverwerten“, stellt Marco Kurth klar. Zu den Einzigwaren gehören etwa aus alten Fensterrahmen und einer alten Holzdecke hergestellte Holzlaternen, Kupferrosen aus alten Dachrinnen, Brotzeitbretter aus alten Fenstern oder Grill- sowie Ofenanzünder, die aus Obstkisten gefertigt werden. Jüngstes Projekt ist, aus Meshplanen Taschen zu nähen.



Ein Veranstaltungsunternehmen hat die Caritas-Werkstätten beauftragt, Werbebanner herzustellen. „Und sie haben uns dann noch gefragt, ob wir aus alten Planen Produkte entwickeln können, anstatt sie wegzuschmeißen“, informiert Kurth. Auch werden an Projekttagen aus leeren Ölfässern, die in der Kfz-Werkstatt der Caritas anfallen, Regale, Sitzgelegenheiten oder Tische hergestellt.



An jedem Werktag zwischen 8:00 Uhr und 16:00 Uhr können im einrichtungseigenen Laden „kunst&bunt“ in der Hugo-Wolf-Straße 20 Einzigwaren käuflich erworben werden. Einen Teil der Produkte gibt es auch beim Ingolstädter Hofladen Kettner.



Zwei Männer, die mit Begeisterung am Projekt Einzigware mitwirken, sind Klaus Harfold (62) und Jens Kranz (54). Harfold wurde aufgrund von ergonomischen Problemen mit seinen Fingern an beiden Händen von einem Neurologen in die Caritaseinrichtung vermittelt. Er lebt dort seit einem Jahr auch im Wohnheim, hat sich aber bereits so weit stabilisiert, dass er nun auf der Suche nach einer eigenen Wohnung ist. Der Mann kümmert sich um Anzünder- sowie Sackholz, das als Brennholz für Kachelöfen dient. Doch er schneidet auch alte Obstkisten zusammen, steckt kleine Holzstückchen in eine Schablone und tunkt diese dann in Wachs aus alten Kerzen – und fertig sind die Anzünder. Harfold schätzt an seiner Arbeit vor allem, dass er sie sich frei einteilen kann und ist stolz darauf, an Einzigwaren mitarbeiten zu können.



Jens Kranz war manisch-depressiv und ist Epileptiker. Er hat bereits mehrere Therapien absolviert. Eine besteht darin, dass er derzeit in der Caritas-Schreinerei Holzstücke für Brennholz sägt. Er freut sich, dass ihm seine Arbeitsanleiterin Magdalena Buchberger nun den Auftrag erteilt hat, ein Vogelhäuschen zusammenzuschrauben, das in den Bestand der Einzigwaren aufgenommen werden soll. „Ich bin viel ausgeglichener und ruhiger, seit ich hier bin“, ist Kranz froh. Magdalena Buchberger beobachtet immer wieder, dass am Projekt Beteiligte „regelrecht euphorisch sind, dass sie hier mitwirken dürfen und wenn ihre Produkte von der Kundschaft gekauft werden“. Die kann übrigens sogar persönliche Aufträge erteilen: „Wenn jemand kommt und beispielsweise sagt, er möchte aus einer alten Nähmaschine einen Kaffeeautomaten gemacht haben, dann bauen wir den“, verspricht Projektleiter Marco Kurth.

Das Foto zeigt Jens Kranz, der von Arbeitsanleiterin Magdalena Buchberger beauftragt worden ist, ein Vogelhäuschen zusammenzuschrauben.